Wir sind immer wieder gespannt, wie sich die Handwerksbranche weiterentwickelt, wie neue Herausforderungen, aber auch neue Chancen für Betriebe und Kundinnen entstehen. Nicht zuletzt dadurch, dass wir uns als Gesellschaft weiterentwickeln (müssen) und neue Lösungen für ökologische und ökonomische Probleme gefragt sind. Und auch wenn es ein hohes Maß an theoretischen Überlegungen und Forschung braucht, um besagte Probleme anzugehen, so sind es doch die Handwerksbetriebe und jeder einzelne Mitarbeiterin, die mit ihren Händen und ihrer Arbeitskraft Zukunft möglich machen.
Hier wollen wir das Thema Dachbegrünung näher betrachten. Besonders im Zuge der Klimaanpassungsmaßnahmen haben Dach- und auch Fassadenbegrünungen einen großen Aufschwung erfahren. Wir tauchen nun in die Vorteile und Zukunftspotenziale der grünen Inseln ein und ergründen, warum Dachbegrünung auch für Ihre Kunden interessant sein kann. Außerdem finden Sie alles zu Förderungen und weiterführende Links und Literatur am Ende des Beitrags!
Was ist Dachbegrünung? – intensive und extensive Dachbegrünung
Intensive Dachbegrünung
Intensiv begrünte Dächer sind als Dachgärten zu verstehen, auf denen ähnliche Pflanzen gesetzt werden wie in ebenerdigen Gärten. Die Bepflanzung erfolgt oft mit Rasen, Stauden oder auch Bäumen. Vom Gartenparadies bis zum Kinderspielplatz auf dem Dach ist alles möglich.
Intensiv begrünte Dächer …
- stellen eine höhere statische Belastung (ab ca. 300 kg/m2) dar.
- benötigen einen höheren Gründachaufbau (ca. 25-60 cm).
- gehen mit erhöhtem Pflegeaufwand einher.
- können Lebensraum für eine Vielzahl von Pflanzen- und Tierarten bieten.
- eignen sich aufgrund der Notwendigkeit zur Begehung nur für Flachdächer mit einer Neigung von max. 5%.
Extensive Dachbegrünung
Extensiv begrünte Dächer können von Menschen nicht direkt genutzt werden, sind aber schön anzusehen und schaffen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Gepflanzt werden hier Wildstauden, Kräuter, Sukkulenten und Gräser. Die Vegetation muss trockenheitsverträglich sowie resistent gegen Kälte sein.
Extensiv begrünte Dächer …
- stellen eine geringere statische Belastung (ab ca. 80 kg/m2) dar.
- benötigen einen niedrigeren Gründachaufbau (ca. 8-12 cm).
- benötigen wenig Planungs- und Pflegeaufwand.
- werden nur zur Pflege ein- bis zweimal im Jahr begangen und eignen sich daher auch für Schrägdächer, Garagen und Carports.
- sind generell kostengünstiger als intensive Begrünungen.
Warum Dachbegrünung? – Vorteile und Argumente für eine Dachbegrünung
Folgend haben wir zusammengetragen, warum sich immer mehr Menschen für eine Dachbegrünung entscheiden. Ihre Kundin ist unschlüssig im Bezug auf eine Begrünung oder käme selbst nicht auf die Idee? Dann könnten die folgenden Argumente Interesse wecken.
CO2-Bindung
Laut Bundesverband GebäudeGrün kann bereits 1 m² extensives Dachgrün jährlich bis zu 1,2 kg CO2 absorbieren.
Luftreinigung und Erhöhung der Luftqualität
Mit einer Dachbegrünung wird ein kleines ökologisches System geschaffen, da die Stauden und Pflanzen die Luft reinigen. Auch die Luftqualität wird aufgrund der natürlichen Verdunstung durch die Pflanzendecke erhöht, da die Luftfeuchtigkeit den Staub in der Luft und darin befindliche Schadstoffe bindet. Und zu guter Letzt verbessern Begrünungen die Luftqualität auch durch die Sauerstoffanreicherung mittels Photosynthese.
Verlängerung der Lebensdauer der Dachabdichtung
Dachbegrünungen bilden eine weitere Schutzschicht und schützen die Dachabdichtung vor UV-Strahlung, Temperaturdifferenzen und Außeneinwirkungen wie z.B. Hagelschlag. Die Lebensdauer begrünter Dächer ist somit erheblich länger als bei konventionellen Dächern.
Energieersparnis: Kühl im Sommer und warm im Winter
Begrünte Dächer kühlen vor allem aufgrund der Verdunstungsleistung des Wassers, das im Substrat gespeichert wird und aufgrund der in den Pflanzen verdunsteten Wassermengen. Außerdem verschatten Gründächer gegebenenfalls Gebäudeteile. Durch den pflanzlichen Sonnenschutz und die Verdunstungsleistung der Pflanzenschicht können im Sommer bis zu 84% an Energie eingespart werden.
Im Winter hingegen wirkt der Gründachaufbau als Wärmedämmung. Extensive Gründächer führen hier zu einer Energieeinsparung von max. 8%, intensive Gründächer zu einer Ersparnis von max. 10%. Je dicker die Substratschicht, desto größer ist die Dämmleistung. All das spart Kosten für die Heizung und schont die Umwelt.
Schutz vor Starkregen und Überflutungen
Einerseits wird Niederschlag im Systemaufbau gespeichert. Andererseits nehmen die Pflanzen Wasser auf und das restliche Regenwasser wird länger rückgehalten. Somit fließt es verzögert ab, was die Kanalisation entlastet und das Risiko für Überflutungen mindert. Extensivgründächer bewirken eine Reduktion des Regenwasserabflusses um bis zu 58%, Intensivgründächer sogar um bis zu 79%. Durch Erhöhung der Substratauflagen oder durch Drosselung der Abflüsse (Retentionsgründächer) sowie der Schaffung von zusätzlichen Speicherräumen (Zisternen) können die Effekte noch verstärkt werden. Im Gegensatz zu Gründächern weisen aufwendigere Maßnahmen wie Dämme gegen Überflutung oder Ausbau der Kanalisation ein schlechteres Kosten-Nutzen-Verhältnis auf.
Verbesserung des Mikroklimas
Durch die Erhöhung der Luftfeuchtigkeit sowie der Temperatursenkung bei Hitze wird das Mikroklima rund um die Begrünung verbessert. Die Kühlleistung führt bei Gründächern zu einer durchschnittlichen Reduktion der Umgebungstemperatur von 1,34 °C. Bei Bewässerung (z.B. mit gesammeltem Regenwasser) kann die Verdunstung und auch die Kühlleistung sogar in trockenen Zeiten hoch gehalten werden, gleichzeitig macht man so Niederschlag nutzbar. Durch ein großflächiges Wurzelsystem wird das Regenwasser sogar gereinigt und gefiltert.
Lärmminderung
Dachbegrünungen sorgen durch ihre Dämmfähigkeit für Lärmminderung in darunterliegenden Innenräumen. Die Reduktion des Schalls beträgt hierbei zwischen 5 und 20 dB.
Stärkung der Leistung von Photovoltaik-Anlagen
Es ergeben sich positive Synergieeffekte zwischen der Leistung von PV-Anlagen und umliegender Vegetation. Die Verdunstungskühlung der Pflanzen kann das Aufheizen der PV-Module verringern rund so eine Steigerung des Energieertrages um ca. 2,6% bewirken. Unter den Modulen entstehen außerdem neue Lebensräume für Tiere. Zu achten ist hier lediglich darauf, dass die PV-Module nicht von Pflanzen verschattet werden.
Biodiversität – Schaffung von natürlichem Lebensraum für Pflanzen und Tiere
Dachgärten fördern die urbane Artenvielfalt und bieten Raum und Nahrung für viele Tier- und Pflanzenarten. Insbesondere Vögel und Insekten profitieren davon und eine hohe Blütenvielfalt kann den Effekt noch verstärken. In Berlin beispielsweise wurden auf Gründächern mehr als 50 verschiedene Honig- und Wildbienenarten gezählt.
Besonderheiten für Städte: Lokale Klimaanpassung und Schaffung von Erholungsraum
Einige der bereits angeführten Vorteile sind besonders in Städten essenziell. Beispielsweise hat der Klimawandel in Städten besonders intensive Auswirkungen. Die Temperatur in Städten ist 1 bis 3 °C höher als im Umland. Höhere Temperaturen, urbane Hitzeinseln, Starkregenereignisse, die zu Überschwemmungen führen können, und eine hohe Luftschadstoffkonzentration vermindern die städtische Lebensqualität und stellen eine Gefahr für die Gesundheit der Bewohner dar. Dach- und Fassadenbegrünung können die oben genannten Effekte reduzieren: Besonders der kühlende Effekt von Begrünungen ist im urbanen Raum gern gesehen und die CO2 bindenden Pflanzen sind hier besonders wichtig. Darüber hinaus bieten Gründächer Erholungsraum für Menschen auch mitten im dicht verbauten Stadtgebiet. Je nach Art der Dachbegrünung kann die Grünoase vielfältig genutzt werden.
Einziges Manko ist auf den ersten Blick der höhere finanzielle Aufwand verglichen mit der Herstellung eines konventionellen Daches. Doch die verlängerte Lebensdauer des Daches, die Energieersparnis und die erhöhte Wohnqualität sind Faktoren, die den anfänglichen Kostenaufwand relativieren. Darüber hinaus bieten viele Städte Förderungen für Dachbegrünungen an!
Inspiration Dachbegrünung – die besten Beispiele und Impressionen
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Warum es Sie als Profi braucht – das gilt es bei der Dachbegrünung zu beachten
Viele Hauseigentümerinnen wagen sich an das Projekt Dachbegrünung, ohne professionellen Rat einzuholen. Dabei gibt es vom richtigen Aufbau je nach Dachart (Kaltdach, Warmdach, Umkehrdach) bis hin zur Beurteilung der Möglichkeiten basierend auf der Neigung der Dachfläche einiges zu beachten. Auch die Durchwurzelungskraft mancher Gehölze und die Gefahr des Eindringens von Feuchtigkeit werden bei Do-It-Yourself-Dachbegrünungen oft unterschätzt.
Hier kommt Ihre Expertise zum Tragen: Bei der ordnungsgemäßen sowie normgerechten Planung und Umsetzung einer Dachbegrünung sind Sie als Profi unabdingbar. Auch über die Vorteile sowie das Kosten-Nutzen-Verhältnis können Sie ideal beraten.
Dieser Blogbeitrag soll Ihnen als Ort dienen, an dem Sie Wissen gebündelt finden können und auch weiterführende Informationen gezielt erreichen. Anbei haben wir Ihnen alle wichtigen Normen und weiterführende Literatur sowie Links zu Förderungen zusammengetragen.
Alle Links zur Dachbegrünung
BuGG Bundesverband GebäudeGrün e.V. – Ihr Portal für die Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung
Der BuGG ist Fachverband und Interessensvertretung gleichermaßen für Unternehmen, Städte, Hochschulen, Organisationen und allen Interessierten rund um die Gebäudebegrünung (Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung). Auf der Website finden Sie sämtliche Infos, FAQs und Aktuelles zum Thema.
Die wichtigsten Planungshinweise zur Dachbegrünung – ein sehr detaillierter Guide inklusive Checkliste!
Dachbegrünungs-
richtlinien 2018
Die FLL-Dachbegrünungs-richtlinien sind das Standard-Regelwerk für die Begrünung und beinhalten die Themen Planung, Ausführung und Pflege von Dachbegrünungen.
GebäudeGrün
Vier Mal pro Jahr erscheint die Fachzeitschrift „GebäudeGrün”. Die Fachbeiträge beschäftigen sich jeweils mit einem spezifischen Schwerpunktthema rund um Dach-, Fassaden- und Innenraumbegrünung. Fallbeispiele aus der Praxis stehen neben wissenschaftlichen Beiträgen.
Der BuGG Marktreport Gebäudegrün 2021
Der sehr umfassende Marktreport zeichnet ein Bild der spannenden Entwicklungen in Deutschland, Stimmen aus der Branche und gibt einen Ausblick in die Zukunft der Gebäudebegrünung.
Förderungen – Österreich
Wien
Förderungsantrag für Dachbegrünung in Wien
Informationen und Förderungen für Begrünungen in Wien finden Sie auch auf S. 30 der Broschüre “wohn_grün_raum” des Wohnfonds Wien.
Förderungen für Fassaden-, Dach- und Innenhofbegrünungen auf Liegenschaften, die nicht im Eigentum eines öffentlichen Rechtsträgers (z. B. Bund, Stadt Wien) stehen, können bei der Wiener Umweltschutzabteilung MA 22 beantragt werden:
Niederösterreich
Das Land Niederösterreich fördert Dachbegrünungen mit der Wohnbauförderung Eigenheim – Antragstelle Förderungen NÖ. Die Gebäudebegrünung wird in Form von Öko-Punkten im Rahmen der Wohnbauförderung berücksichtigt.
Betriebe können Beratungsförderungen für eine naturnahe Gestaltung der Firmengelände beantragen.
Die Städte Baden, Horn und Mödling fördern ebenfalls Begrünungen.
Burgenland
Eisenstadt: Förderung für Dachbegrünungen
Steiermark
Graz: Förderungen für urbane Begrünung
Im Rahmen der Wohnbauförderung können bei Dachbegrünungen Öko-Bonuspunkte geltend gemacht werden.
SFG fördert Betriebe bei Begrünungen von Dächern und Fassaden.
Kärnten
Kärnten fördert im Rahmen der Wohnbauförderung Dach- und Fassadenbegrünungen.
Tirol
Förderung von Dachbegrünungen beim Neubau
Förderung von intensiven und extensiven Dachbegrünungen bei der Wohnhaussanierung
Oberösterreich
Linz: Förderung für Dachbegrünung in Linz
Linz: Förderungsrichtlinien für Fassaden- und Dachbegrünungen
Linz: Förderungsrichtlinien für Innenhofbegrünungen
Linz: Baumförderung für bebaute Parzellen mit Gebäuden für Wohnzwecke
Förderung für Klimabündnis-Gemeinden im Rahmen der Förderschiene Gemeinde-Klimawandelanpassungs-Programm (GeKAP). Gefördert werden investive Maßnahmen bei Gemeindegebäuden sowie dem dazu gehörenden unmittelbaren Außenbereich zur Verminderung thermischer Belastungen, welche nicht bereits durch EU-, Bundes- oder Landesförderungen abgedeckt sind.
Traun: Förderansuchen
Förderungen – Deutschland
Viele Städte, Gemeinden und zwei Bundesländer fördern die Dachbegrünung durch Subventionen. In den Kommunen gibt es unterschiedliche Förderprogramme – hier liegt das Baurecht in der Hand der jeweiligen örtlichen Verwaltungen. Die Bundesländer Bremen und Hamburg fördern Dachbegrünungen, die einen bestimmten Qualitätsstandard aufweisen, mit finanziellen Beiträgen.
Bremen: www.bremer-umwelt-beratung.de
Hamburg: https://www.hamburg.de/gruendach/
Unternehmen können sich Fassadenbegrünung und extensive Dachbegrünung über die thermische Gebäudesanierung fördern lassen. Beim Neubau von betrieblich genutzten Gebäuden in energieeffizienter Bauweise können Fassadenbegrünung und extensive Dachbegrünung gefördert werden. Neben den Materialien werden auch Planung und Montage als förderungsfähige Kosten anerkannt.
Im Bereich der Abwassergebühren gibt es in vielen Kommunen die Möglichkeit, durch Dachbegrünungen die Abwassergebühren für die Bürger zu senken. Und auch die Städte sparen, wenn weniger Oberflächenwasser von den Dächern entsorgt werden muss.
Am besten geben die Stadtverwaltungen darüber Auskunft, ob und wie Dachbegrünungen gefördert werden. An folgende Ämter können Sie sich dabei wenden: Grünflächenamt, Grünordnungsamt, Amt für Umweltschutz, Bauamt.
Richtlinien für begrünte Dächer
Am häufigsten zitiert und in der DIN verankert sind die bereits oben genannten FLL Richtlinien für Dachbegrünung. Dieses Werk stützt sich unter anderem auf folgende Normen:
- VOB Teile A/B/C sowie die dadurch geltenden DIN Normen DIN 1055 Lastannahmen für Bauten, Teile 1/3/4/5
- DIN 1986 Entwässerungsanlagen für Gebäude und Grundstücke Teile 1/2
- DIN 4095 Baugrund, Dränung zum Schutz baulicher Anlagen
- DIN 4102 Brandverhalten von Baustoffen und Bauteilen Teile 1/4/5
- DIN 4108 Wärmeschutz im Hochbau Teil 1-5
- DIN 4109 Schallschutz im Hochbau
- DIN 18531 Dachabdichtungen
- DIN 18195 Bauwerksabdichtung Teil 1-6
- DIN 18336 Abdichtungsarbeiten
- DIN 18320 Landschaftsbauarbeiten